2009年07月29日

『荒れ野の40年』再考

『荒れ野の40年』ドイツ語原文
(注・・・ウムラウト表記は消えております)

Viele Volker gedenken heute des Tages, an dem der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging. Seinem Schicksal gemas hat jedes Volk dabei seine eigenen Gefuhle. Sieg oder Niederlage, Befreiung von Unrecht und Fremdherrschaft oder Ubergang zu neuer Abhangigkeit, Teilung, neue Bundnisse, gewaltige Machtverschiebungen - der 8. Mai 1945 ist ein Datum von entscheidender historischer Bedeutung in Europa.
 
Wir Deutschen begehen den Tag unter uns, und das ist notwendig. Wir mussen die Masstabe allein finden. Schonung unserer Gefuhle durch uns selbst oder durch andere hilft nicht weiter. Wir brauchen und wir haben die Kraft, der Wahrheit, so gut wir es konnen, ins Auge zu sehen, ohne Beschonigung und ohne Einseitigkeit.

Der 8. Mai ist fur uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden musten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens uber den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.
Der 8. Mai ist fur uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewust erlebt haben, denken an ganz personliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zuruck. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, fur jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafur dankbar, das Bombennachte und Angst voruber und sie mit dem Leben davongekommen waren. Andere empfanden Schmerz uber die vollstandige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche fur den geschenkten neuen Anfang.
Es war schwer, sich alsbald klar zu orientieren. Ungewisheit erfullte das Land. Die militarische Kapitulation war bedingungslos. Unser Schicksal lag in der Hand der Feinde. Die Vergangenheit war furchtbar gewesen, zumal auch fur viele dieser Feinde. Wurden sie uns nun nicht vielfach entgelten lassen, was wir ihnen angetan hatten?
Die meisten Deutschen hatten geglaubt, fur die gute Sache des eigenen Landes zu kampfen und zu leiden. Und nun sollte sich herausstellen: Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Fuhrung gedient. Erschopfung, Ratlosigkeit und neue Sorgen kennzeichneten die Gefuhle der meisten. Wurde man noch eigene Angehorige finden? Hatte ein Neuaufbau in diesen Ruinen uberhaupt Sinn?
Der Blick ging zuruck in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse, dunkle Zukunft.
Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute fur uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden fur viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir durfen nicht im Ende des Krieges die Ursache fur Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg fuhrte.
Wir durfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.
Wir haben wahrlich keinen Grund uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen. Aber wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.

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II.
Der 8. Mai ist ein Tag der Erinnerung. Erinnern, das heist, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, das es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Das stellt grose Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit.

Wir gedenken heute in Trauer aller Toten des Krieges und der Gewaltherrschaft.
Wir gedenken insbesondere der sechs Millionen Juden, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden.
Wir gedenken aller Volker, die im Krieg gelitten haben, vor allem der unsaglich vielen Burger der Sowjetunion und der Polen, die ihr Leben verloren haben.
Als Deutsche gedenken wir in Trauer der eigenen Landsleute, die als Soldaten, bei den Fliegerangriffen in der Heimat, in Gefangenschaft und bei der Vertreibung ums Leben gekommen sind.
Wir gedenken der ermordeten Sinti und Roma, der getoteten Homosexuellen, der umgebrachten Geisteskranken, der Menschen, die um ihrer religiosen oder politischen Uberzeugung willen sterben musten.
Wir gedenken der erschossenen Geiseln.
Wir denken an die Opfer des Widerstandes in allen von uns besetzten Staaten.
Als Deutsche ehren wir das Andenken der Opfer des deutschen Widerstandes, des burgerlichen, des militarischen und glaubensbegrundeten, des Widerstandes in der Arbeiterschaft und bei Gewerkschaften, des Widerstandes der Kommunisten.
Wir gedenken derer, die nicht aktiv Widerstand leisteten, aber eher den Tod hinnahmen, als ihr Gewissen zu beugen.

Neben dem unubersehbar grosen Heer der Toten erhebt sich ein Gebirge menschlichen Leids,
Leid um die Toten,
Leid durch Verwundung und Verkruppelung,
Leid durch unmenschliche Zwangssterilisierung,
Leid durch Bombennachte,
Leid durch Flucht und Vertreibung, durch Vergewaltigung und Plunderung, durch Zwangsarbeit, durch Unrecht und Folter, durch Hunger und Not,
Leid durch Angst vor Verhaftung und Tod,
Leid durch Verlust all dessen, woran man irrend geglaubt und wofur man gearbeitet hatte.

Heute erinnern wir uns dieses menschlichen Leids und gedenken seiner in Trauer.
Den vielleicht grosten Teil dessen, was den Menschen aufgeladen war, haben die Frauen der Volker getragen.
Ihre Leiden, ihre Entsagung und ihre stille Kraft vergist die Weltgeschichte nur allzu leicht. Sie haben gebangt und gearbeitet, menschliches Leben getragen und beschutzt. Sie haben getrauert um gefallene Vater und Sohne, Manner, Bruder und Freunde.
Sie haben in den dunkelsten Jahren das Licht der Humanitat vor dem Erloschen bewahrt.
Am Ende des Krieges haben sie als erste und ohne Aussicht auf eine gesicherte Zukunft Hand angelegt, um wieder einen Stein auf den anderen zu setzen, die Trummerfrauen in Berlin und uberall.
Als die uberlebenden Manner heimkehrten, musten Frauen oft wieder zuruckstehen. Viele Frauen blieben auf Grund des Krieges allein und verbrachten ihr Leben in Einsamkeit.
Wenn aber die Volker an den Zerstorungen, den Verwustungen, den Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten innerlich nicht zerbrachen, wenn sie nach dem Krieg langsam wieder zu sich selbst kamen, dann verdanken wir es zuerst unseren Frauen.


III.
Am Anfang der Gewaltherrschaft hatte der abgrundtiefe Has Hitlers gegen unsere judischen Mitmenschen gestanden. Hitler hatte ihn nie vor der Offentlichkeit verschwiegen, sondern das ganze Volk zum Werkzeug dieses Hasses gemacht. Noch am Tag vor seinem Ende, am 30. April 1945, hatte er sein sogenanntes Testament mit den Worten abgeschlossen:

"Vor allem verpflichte ich die Fuhrung der Nation und die Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassengesetze und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den Weltvergifter aller Volker, dem internationalen Judentum."
Gewis, es gibt kaum einen Staat, der in seiner Geschichte immer frei blieb von schuldhafter Verstrickung in Krieg und Gewalt. Der Volkermord an den Juden jedoch ist beispiellos in der Geschichte.
Die Ausfuhrung des Verbrechens lag in der Hand weniger. Vor den Augen der Offentlichkeit wurde es abgeschirmt. Aber jeder Deutsche konnte miterleben, was judische Mitburger erleiden musten, von kalter Gleichgultigkeit uber versteckte Intoleranz bis zu offenem Has.
Wer konnte arglos bleiben nach den Branden der Synagogen, den Plunderungen, der Stigmatisierung mit dem Judenstern, dem Rechtsentzug, den unaufhorlichen Schandungen der menschlichen Wurde?
Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, das Deportationszuge rollten. Die Phantasie der Menschen mochte fur Art und Ausmas der Vernichtung nicht ausreichen. Aber in Wirklichkeit trat zu den Verbrechen selbst der Versuch allzu vieler, auch in meiner Generation, die wir jung und an der Planung und Ausfuhrung der Ereignisse unbeteiligt waren, nicht zur Kenntnis zu nehmen, was geschah.
Es gab viele Formen, das Gewissen ablenken zu lassen, nicht zustandig zu sein, wegzuschauen, zu schweigen. Als dann am Ende des Krieges die ganze unsagbare Wahrheit des Holocaust herauskam, beriefen sich allzu viele von uns darauf, nichts gewust oder auch nur geahnt zu haben.
Schuld oder Unschuld eines ganzen Volkes gibt es nicht. Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern personlich.
Es gibt entdeckte und verborgen gebliebene Schuld von Menschen. Es gibt Schuld, die sich Menschen eingestanden oder abgeleugnet haben. Jeder, der die Zeit mit vollem Bewustsein erlebt hat, frage sich heute im stillen selbst nach seiner Verstrickung.
Der ganz uberwiegende Teil unserer heutigen Bevolkerung war zur damaligen Zeit entweder im Kindesalter oder noch gar nicht geboren. Sie konnen nicht eine eigene Schuld bekennen fur Taten, die sie gar nicht begangen haben.
Kein fuhlender Mensch erwartet von ihnen, ein Buserhemd zu tragen, nur weil sie Deutsche sind. Aber die Vorfahren haben ihnen eine schwere Erbschaft hinterlassen.
Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, mussen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und fur sie in Haftung genommen.
Jungere und Altere mussen und konnen sich gegenseitig helfen, zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten.
Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewaltigen. Das kann man gar nicht. Sie last sich ja nicht nachtraglich andern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschliest, wird blind fur die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfallig fur neue Ansteckungsgefahren.
Das judische Volk erinnert sich und wird sich immer erinnern. Wir suchen als Menschen Versohnung.
Gerade deshalb mussen wir verstehen, das es Versohnung ohne Erinnerung gar nicht geben kann. Die Erfahrung millionenfachen Todes ist ein Teil des Innern jedes Juden in der Welt, nicht nur deshalb, weil Menschen ein solches Grauen nicht vergessen konnen. Sondern die Erinnerung gehort zum judischen Glauben.


Das Vergessenwollen verlangert das Exil,
und das Geheimnis der Erlosung heist Erinnerung.

Diese oft zitierte judische Weisheit will wohl besagen, das der Glaube an Gott ein Glaube an sein Wirken in der Geschichte ist.


Wurden wir unsererseits vergessen wollen, was geschehen ist, anstatt uns zu erinnern, dann ware dies nicht nur unmenschlich. Sondern wir wurden damit dem Glauben der uberlebenden Juden zu nahe treten, und wir wurden den Ansatz zur Versohnung zerstoren.

Fur uns kommt es auf ein Mahnmal des Denkens und Fuhlens in unserem eigenen Inneren an.


IV.
Der 8. Mai ist ein tiefer, historischer Einschnitt, nicht nur in der deutschen, sondern auch in der europaischen Geschichte.

Der europaische Burgerkrieg war an sein Ende gelangt, die alte europaische Welt zu Bruch gegangen. "Europa hatte sich ausgekampft" (M. Sturmer). Die Begegnung amerikanischer und sowjetrussischer Soldaten an der Elbe wurde zu einem Symbol fur das vorlaufige Ende einer europaischen Ara.
Gewis, das alles hatte seine alten geschichtlichen Wurzeln. Grosen, ja bestimmenden Einflus hatten die Europaer in der Welt, aber ihr Zusammenleben auf dem eigenen Kontinent zu ordnen, das vermochten sie immer schlechter. Uber hundert Jahre lang hatte Europa unter dem Zusammenprall nationalistischer Ubersteigerungen gelitten. Am Ende des Ersten Weltkrieges war es zu Friedensvertragen gekommen. Aber ihnen hatte die Kraft gefehlt, Frieden zu stiften. Erneut waren nationalistische Leidenschaften aufgeflammt und hatten sich mit sozialen Notlagen verknupft.
Auf dem Weg ins Unheil wurde Hitler die treibende Kraft. Er erzeugte und er nutzte Massenwahn. Eine schwache Demokratie war unfahig, ihm Einhalt zu gebieten. Und auch die europaischen Westmachte, nach Churchills Urteil "arglos, nicht schuldlos", trugen durch Schwache zur verhangnisvollen Entwicklung bei. Amerika hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg wieder zuruckgezogen und war in den 30er Jahren ohne Einflus auf Europa.
Hitler wollte die Herrschaft uber Europa, und zwar durch Krieg. Den Anlas dafur suchte und fand er in Polen.
Am 23. Mai 1939 - wenige Monate vor Kriegsausbruch - erklarte er vor der deutschen Generalitat:

"Weitere Erfolge konnen ohne Blutvergiesen nicht mehr errungen werden...Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht.
Es handelt sich fur uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernahrung...
Es entfallt also die Frage, Polen zu schonen, und bleibt der Entschlus, bei erster passender Gelegenheit Polen anzugreifen...
Hierbei spielen Recht oder Unrecht oder Vertrage keine Rolle."

Am 23. August 1939 wurde der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt geschlossen. Das geheime Zusatzprotokoll regelte die bevorstehende Aufteilung Polens.
Der Vertrag wurde geschlossen, um Hitler den Einmarsch in Polen zu ermoglichen. Das war der damaligen Fuhrung der Sowjetunion voll bewust. Allen politisch denkenden Menschen jener zeit war klar, das der deutsch-sowjetische Pakt Hitlers Einmarsch in Polen und damit den Zweiten Weltkrieg bedeutete.
Dadurch wird die deutsche Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nicht verringert. Die Sowjetunion nahm den Krieg anderer Volker in Kauf, um sich am Ertrag zu beteiligen. Die Initiative zum Krieg aber ging von Deutschland aus, nicht von der Sowjetunion.
Es war Hitler, der zur Gewalt griff. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bleibt mit dem deutschen Namen verbunden.
Wahrend des Krieges hat das nationalsozialistische Regime viele Volker gequalt und geschandet.
Am Ende blieb nur noch ein Volk ubrig, um gequalt, geknechtet und geschandet zu werden: das eigene, das deutsche Volk. Immer wieder hat Hitler ausgesprochen: wenn das deutsche Volk schon nicht fahig sei, in diesem Krieg zu siegen, dann moge es eben untergehen. Die anderen Volker wurden zunachst Opfer eines von Deutschland ausgehenden Krieges, bevor wir selbst zu Opfern unseres eigenen Krieges wurden.
Es folgte die von den Siegermachten verabredete Aufteilung Deutschlands in verschiedene Zonen. Inzwischen war die Sowjetunion in alle Staaten Ost- und Sudosteuropas, die wahrend des Krieges von Deutschland besetzt worden waren, einmarschiert. Mit Ausnahme Griechenlands wurden alle diese Staaten sozialistische Staaten.
Die Spaltung Europas in zwei verschiedene politische Systeme nahm ihren Lauf. Es war erst die Nachkriegsentwicklung, die sie befestigte. Aber ohne den von Hitler begonnenen Krieg ware sie nicht gekommen. Daran denken die betroffenen Volker zuerst, wenn sie sich des von der deutschen Fuhrung ausgelosten Krieges erinnern.
Im Blick auf die Teilung unseres eigenen Landes und auf den Verlust groser Teile des deutschen Staatsgebietes denken auch wir daran. In seiner Predigt zum 8. Mai sagte Kardinal Meisner in Ost-Berlin: "Das trostlose Ergebnis der Sunde ist immer die Trennung."


V.
Die Willkur der Zerstorung wirkte in der willkurlichen Verteilung der Lasten nach. Es gab Unschuldige, die verfolgt wurden, und Schuldige, die entkamen. Die einen hatten das Gluck, zu Hause in vertrauter Umgebung ein neues Leben aufbauen zu konnen. Andere wurden aus der angestammten Heimat vertrieben.

Wir in der spateren Bundesrepublik Deutschland erhielten die kostbare Chance der Freiheit. Vielen Millionen Landsleuten bleibt sie bis heute versagt.
Die Willkur der Zuteilung unterschiedlicher Schicksale ertragen zu lernen, war die erste Aufgabe im Geistigen, die sich neben der Aufgabe des materiellen Wiederaufbaus stellte. An ihr muste sich die menschliche Kraft erproben, die Lasten anderer zu erkennen, an ihnen dauerhaft mitzutragen, sie nicht zu vergessen. In ihr muste die Fahigkeit zum Frieden und die Bereitschaft zur Versohnung nach innen und ausen wachsen, die nicht nur andere von uns forderten, sondern nach denen es uns selbst am allermeisten verlangte.
Wir konnen des 8. Mai nicht gedenken, ohne uns bewustzumachen, welche Uberwindung die Bereitschaft zur Aussohnung den ehemaligen Feinden abverlangte. Konnen wir uns wirklich in die Lage von Angehorigen der Opfer des Warschauer Ghettos oder des Massakers von Lidice versetzen?
Wie schwer muste es aber auch einem Burger in Rotterdam oder London fallen, den Wiederaufbau unseres Landes zu unterstutzen, aus dem die Bomben stammten, die erst kurze Zeit zuvor auf seine Stadt gefallen waren. Dazu muste allmahlich eine Gewisheit wachsen, das Deutsche nicht noch einmal versuchen wurden, eine Niederlage mit Gewalt zu korrigieren.
Bei uns selbst wurde das Schwerste den Heimatvertriebenen abverlangt. Ihnen ist noch lange nach dem 8. Mai bitteres Leid und schweres Unrecht widerfahren. Um ihrem schweren Schicksal mit Verstandnis zu begegnen, fehlt uns Einheimischen oft die Phantasie und auch das offene Herz.
Aber es gab alsbald auch grose Zeichen der Hilfsbereitschaft. Viele Millionen Fluchtlinge und Vertriebene wurden aufgenommen. Im Laufe der Jahre konnten sie neue Wurzeln schlagen. Ihre Kinder und Enkel bleiben auf vielfache Weise der Kultur und der Liebe zur Heimat ihrer Vorfahren verbunden. Das ist gut so, denn das ist ein wertvoller Schatz in ihrem Leben.
Sie haben aber selbst eine neue Heimat gefunden, in der sie mit den gleichaltrigen Einheimischen aufwachsen und zusammenwachsen, ihre Mundart sprechen und ihre Gewohnheiten teilen. Ihr junges Leben ist ein Beweis fur die Fahigkeit zum inneren Frieden. Ihre Groseltern oder Eltern wurden einst vertrieben, sie jedoch sind jetzt zu Hause.
Fruh und beispielhaft haben sich die Heimatvertriebenen zum Gewaltverzicht bekannt. Das war keine vergangliche Erklarung im anfanglichen Stadium der Machtlosigkeit, sondern ein Bekenntnis, das seine Gultigkeit behalt. Gewaltverzicht bedeutet, allseits das Vertrauen wachsen zu lassen, das auch ein wieder zu Kraften gekommenes Deutschland daran gebunden bleibt.
Die eigene Heimat ist mittlerweile anderen zur Heimat geworden. Auf vielen alten Friedhofen im Osten finden sich heute schon mehr polnische als deutsche Graber.
Der erzwungenen Wanderschaft von Millionen Deutschen nach Westen folgten Millionen Polen und ihnen wiederum Millionen Russen. Es sind alles Menschen, die nicht gefragt wurden, Menschen, die Unrecht erlitten haben, Menschen, die wehrlose Objekte der politischen Ereignisse wurden und denen keine Aufrechnung von Unrecht und keine Konfrontation von Anspruchen wiedergutmachen kann, was ihnen angetan worden ist.
Gewaltverzicht heute heist, den Menschen dort, wo sie das Schicksal nach dem 8. Mai hingetrieben hat und wo sie nun seit Jahrzehnten leben, eine dauerhafte, politisch unangefochtene Sicherheit fur ihre Zukunft zu geben. Dies heist, den widerstreitenden Rechtsanspruchen das Verstandigungsgebot uberzuordnen.
Darin liegt der eigentliche, der menschliche Beitrag zu einer europaischen Friedensordnung, der von uns ausgehen kann.
Der Neuanfang in Europa nach 1945 hat dem Gedanken der Freiheit und Selbstbestimmung Siege und Niederlagen gebracht. Fur uns gilt es, die Chance des Schlusstrichs unter eine lange Periode europaischer Geschichte zu nutzen, in der jedem Staat Frieden nur denkbar und sicher schien als Ergebnis eigener Uberlegenheit und in der Frieden eine Zeit der Vorbereitung des nachsten Krieges bedeutete.
Die Volker Europas lieben ihre Heimat. Den Deutschen geht es nicht anders. Wer konnte der Friedensliebe eines Volkes vertrauen, das imstande ware, seine Heimat zu vergessen?.
Nein, Friedensliebe zeigt sich gerade darin, das man seine Heimat nicht vergist und eben deshalb entschlossen ist, alles zu tun, um immer in Frieden miteinander zu leben. Heimatliebe eines Vertriebenen ist kein Revanchismus.


VI.
Starker als fruher hat der letzte Krieg die Friedenssehnsucht im Herzen der Menschen geweckt. Die Versohnungsarbeit von Kirchen fand eine tiefe Resonanz. Fur die Verstandigungsarbeit von jungen Menschen gibt es viele Beispiele. Ich denke an die "Aktion Suhnezeichen" mit ihrer Tatigkeit in Auschwitz und Israel. Eine Gemeinde der niederrheinischen Stadt Kleve erhielt neulich Brote aus polnischen Gemeinden als Zeichen der Aussohnung und Gemeinschaft. Eines dieser Brote hat sie an einen Lehrer nach England geschickt. Denn dieser Lehrer aus England war aus der Anonymitat herausgetreten und hatte geschrieben, er habe damals im Krieg als Bombenflieger Kirche und Wohnhauser in Kleve zerstort und wunsche sich ein Zeichen der Aussohnung.

Es hilft unendlich viel zum Frieden, nicht auf den anderen zu warten, bis er kommt, sondern auf ihn zuzugehen, wie dieser Mann es getan hat.


VII.
In seiner Folge hat der Krieg alte Gegner menschlich und auch politisch einander naher gebracht. Schon 1946 rief der amerikanische Ausenminister Byrnes in seiner denkwurdigen Stuttgarter Rede zur Verstandigung in Europa und dazu auf, dem deutschen Volk auf seinem Weg in eine freie und friedliebende Zukunft zu helfen.

Unzahlige amerikanische Burger haben damals mit ihren privaten Mitteln uns Deutsche, die Besiegten, unterstutzt, um die Wunden des Krieges zu heilen.
Dank der Weitsicht von Franzosen wie Jean Monnet und Robert Schuman und von Deutschen wie Konrad Adenauer endete eine alte Feindschaft zwischen Franzosen und Deutschen fur immer.
Ein neuer Strom von Aufbauwillen und Energie ging durch das eigene Land. Manche alte Graben wurden zugeschuttet, konfessionelle Gegensatze und soziale Spannungen verloren an Scharfe. Partnerschaftlich ging man ans Werk.
Es gab keine "Stunde Null", aber wir hatten die Chance zu einem Neubeginn. Wir haben sie genutzt, so gut wir konnten. An die Stelle der Unfreiheit haben wir die demokratische Freiheit gesetzt.
Vier Jahre nach Kriegsende, 1949, am heutigen 8. Mai, beschlos der Parlamentarische Rat unser Grundgesetz. Uber Parteigrenzen hinweg gaben seine Demokraten die Antwort auf Krieg und Gewaltherrschaft im Artikel 1 unserer Verfassung:


Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unverauserlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Auch an diese Bedeutung des 8. Mai gilt es heute zu erinnern.
Die Bundesrepublik Deutschland ist ein weltweit geachteter Staat geworden. Sie gehort zu den hochentwickelten Industrielandern der Welt. Mit ihrer wirtschaftlichen Kraft weis sie sich mitverantwortlich dafur, Hunger und Not in der Welt zu bekampfen und zu einem sozialen Ausgleich unter den Volkern beizutragen.
Wir leben seit vierzig Jahren in Frieden und Freiheit, und wir haben durch unsere Politik unter den freien Volkern des Atlantischen Bundnisses und der Europaischen Gemeinschaft dazu selbst einen grosen Beitrag geleistet.
Nie gab es auf deutschem Boden einen besseren Schutz der Freiheitsrechte des Burgers als heute. Ein dichtes soziales Netz, das den Vergleich mit keiner anderen Gesellschaft zu scheuen braucht, sichert die Lebensgrundlage der Menschen.
Hatten sich bei Kriegsende viele Deutsche noch darum bemuht, ihren Pas zu verbergen oder gegen einen anderen einzutauschen, so ist heute unsere Staatsburgerschaft ein angesehenes Recht.
Wir haben wahrlich keinen Grund zu Uberheblichkeit und Selbstgerechtigkeit. Aber wir durfen uns der Entwicklung dieser vierzig Jahre dankbar erinnern, wenn wir das eigene historische Gedachtnis als Leitlinie fur unser Verhalten in der Gegenwart und fur die ungelosten Aufgaben, die auf uns warten, nutzen.

Wenn wir uns daran erinnern, das Geisteskranke im Dritten Reich getotet wurden, werden wir die Zuwendung zu psychisch kranken Burgern als unsere eigene Aufgabe verstehen.
Wenn wir uns erinnern, wie rassisch, religios und politisch Verfolgte, die vom sicheren Tod bedroht waren, oft vor geschlossenen Grenzen anderer Staaten standen, werden wir vor denen, die heute wirklich verfolgt sind und bei uns Schutz suchen, die Tur nicht verschliesen.
Wenn wir uns der Verfolgung des freien Geistes wahrend der Diktatur besinnen, werden wir die Freiheit jedes Gedankens und jeder Kritik schutzen, so sehr sie sich auch gegen uns selbst richten mag.
Wer uber die Verhaltnisse im Nahen Osten urteilt, der moge an das Schicksal denken, das Deutsche den judischen Mitmenschen bereiteten und das die Grundung des Staates Israel unter Bedingungen ausloste, die noch heute die Menschen in dieser Region belasten und gefahrden.
Wenn wir daran denken, was unsere ostlichen Nachbarn im Kriege erleiden musten, werden wir besser verstehen, das der Ausgleich, die Entspannung und die friedliche Nachbarschaft mit diesen Landern zentrale Aufgaben der deutschen Ausenpolitik bleiben. Es gilt, das beide Seiten sich erinnern und beide Seiten einander achten. Sie haben menschlich, sie haben kulturell, sie haben letzten Endes auch geschichtlich allen Grund dazu.
Der Generalsekretar der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, hat verlautbart, es ginge der sowjetischen Fuhrung beim vierzigsten Jahrestag des Kriegsendes nicht darum, antideutsche Gefuhle zu schuren. Die Sowjetunion trete fur Freundschaft zwischen den Volkern ein.

Gerade wenn wir Fragen auch an sowjetische Beitrage zur Verstandigung zwischen Ost und West und zur Achtung von Menschenrechten in allen Teilen Europas haben, gerade dann sollten wir dieses Zeichen aus Moskau nicht uberhoren. Wir wollen Freundschaft mit den Volkern der Sowjetunion.


VIII.
Vierzig Jahre nach dem Ende des Krieges ist das deutsche Volk nach wie vor geteilt

Beim Gedenkgottesdienst in der Kreuzkirche zu Dresden sagte Bischof Hempel im Februar dieses Jahres:


Es lastet, es blutet, das zwei deutsche Staaten entstanden sind mit ihrer schweren Grenze.
Es lastet und blutet die Fulle der Grenzen uberhaupt. Es lasten die Waffen.

Vor kurzem wurde in Baltimore in den Vereinigten Staaten eine Ausstellung "Juden in Deutschland" eroffnet. Die Botschafter beider deutscher Staaten waren der Einladung gefolgt. Der gastgebende Prasident der Johns-Hopkins-Universitat begruste sie zusammen. Er verwies darauf, das alle Deutschen auf dem Boden derselben historischen Entwicklung stehen. Eine gemeinsame Vergangenheit verknupfe sie mit einem Band. Ein solches Band konne eine Freude oder ein Problem sein - es sei immer eine Quelle der Hoffnung.
Wir Deutsche sind ein Volk und eine Nation. Wir fuhlen uns zusammengehorig, weil wir dieselbe Geschichte durchlebt haben.
Auch den 8. Mai 1945 haben wir als gemeinsames Schicksal unseres Volkes erlebt, das uns eint. Wir fuhlen uns zusammengehorig in unserem Willen zum Frieden. Von deutschem Boden in beiden Staaten sollen Frieden und gute Nachbarschaft mit allen Landern ausgehen. Auch andere sollen ihn nicht zur Gefahr fur den Frieden werden lassen.
Die Menschen in Deutschland wollen gemeinsam einen Frieden, der Gerechtigkeit und Menschenrecht fur alle Volker einschliest, auch fur das unsrige.
Nicht ein Europa der Mauern kann sich uber Grenzen hinweg versohnen, sondern ein Kontinent, der seinen Grenzen das Trennende nimmt. Gerade daran mahnt uns das Ende des Zweiten Weltkrieges.
Wir haben die Zuversicht, das der 8. Mai nicht das letzte Datum unserer Geschichte bleibt, das fur alle Deutschen verbindlich ist.


IX.
Manche junge Menschen haben sich und uns in den letzten Monaten gefragt, warum es vierzig Jahre nach Ende des Krieges zu so lebhaften Auseinandersetzungen uber die Vergangenheit gekommen ist. Warum lebhafter als nach funfundzwanzig oder dreisig Jahren? Worin liegt die innere Notwendigkeit dafur?

Es ist nicht leicht, solche Fragen zu beantworten. Aber wir sollten die Grunde dafur nicht vornehmlich in auseren Einflussen suchen, obwohl es diese zweifellos auch gegeben hat.
Vierzig Jahre spielen in der Zeitspanne von Menschenleben und Volkerschicksalen eine grose Rolle.
Auch hier erlauben Sie mir noch einmal einen Blick auf das Alte Testament, das fur jeden Menschen, unabhangig von seinem Glauben, tiefe Einsichten aufbewahrt. Dort spielen vierzig Jahre eine haufig wiederkehrende, eine wesentliche Rolle.
Vierzig Jahre sollte Israel in der Wuste bleiben, bevor der neue Abschnitt in der Geschichte mit dem Einzug ins verheisene Land begann.
Vierzig Jahre waren notwendig fur einen vollstandigen Wechsel der damals verantwortlichen Vatergeneration.
An anderer Stelle aber (Buch der Richter) wird aufgezeichnet, wie oft die Erinnerung an erfahrene Hilfe und Rettung nur vierzig Jahre dauerte. Wenn die Erinnerung abris, war die Ruhe zu Ende.
So bedeuten vierzig Jahre stets einen grosen Einschnitt. Sie wirken sich aus im Bewustsein der Menschen, sei es als Ende einer dunklen Zeit mit der Zuversicht auf eine neue und gute Zukunft, sei es als Gefahr des Vergessens und als Warnung vor den Folgen. Uber beides lohnt es sich nachzudenken.
Bei uns ist eine neue Generation in die politische Verantwortung hereingewachsen. Die Jungen sind nicht verantwortlich fur das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich fur das, was in der Geschichte daraus wird.
Wir Alteren schulden der Jugend nicht die Erfullung von Traumen, sondern Aufrichtigkeit. Wir mussen den Jungeren helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Wir wollen ihnen helfen, sich auf die geschichtliche Wahrheit nuchtern und ohne Einseitigkeit einzulassen, ohne Flucht in utopische Heilslehren, aber auch ohne moralische Uberheblichkeit.
Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fahig ist. Deshalb durfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden.
Es gibt keine endgultig errungene moralische Vollkommenheit - fur niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefahrdet. Aber wir haben die Kraft, Gefahrdungen immer von neuem zu uberwinden.
Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Has zu schuren.
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Has

gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Turken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weis.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.
Lassen Sie auch uns als demokratisch gewahlte Politiker dies immer wieder beherzigen und ein Beispiel geben.
Ehren wir die Freiheit.
Arbeiten wir fur den Frieden.
Halten wir uns an das Recht.
Dienen wir unseren inneren Masstaben der Gerechtigkeit.
Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir konnen, der Wahrheit ins Auge.


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ヴァイツゼッカー氏の演説の「主語」は「我々=ドイツ人」である。春樹(※注)が言うような「ナチス」などではない。(※注)<ドイツならば刑事犯罪に問われかねない「論文」>コメント欄参照
http://takashichan.seesaa.net/article/109007347.html#comment

この『荒れ野の40年』は九節から成っている。ところがウェブ上で見ることの出来る日本語訳ではどういう訳か第二節からあとのみが収録されている。「たかしズム」の<「村山談話」と「荒れ野の40年」> ではこれをコピペさせていただいた。
http://takashichan.seesaa.net/article/109003556.html
この日本語訳では日本語の慣例により「主語」がことごとく「省略」されている。しかし原文にあたればすぐに明らかなように、ヴァイツゼッカー氏の演説の「主語」は「我々(Wir)」である。

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Wir gedenken heute in Trauer aller Toten des Krieges und der Gewaltherrschaft.
Wir gedenken insbesondere der sechs Millionen Juden, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden.
Wir gedenken aller Volker, die im Krieg gelitten haben, vor allem der unsaglich vielen Burger der Sowjetunion und der Polen, die ihr Leben verloren haben.

われわれは今日、戦いと暴力支配とのなかで斃れたすべての人びとを哀しみのうちに思い浮かべております。
ことにドイツの強制収容所で命を奪われた 600万のユダヤ人を思い浮かべます。
戦いに苦しんだすべての民族、なかんずくソ連・ポーランドの無数の死者を思い浮かべます。

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しかもヴァイツゼッカー氏は、演説の一番最初の「我々」の後に「ドイツ人」を付けている(Wir Deutschen)。つまりここから後に出てくる「我々」はすべて「我々ドイツ人」の意味になる。
ヴァイツゼッカー氏は演説の中で「我々ドイツ人」が犯した罪を、ひとつひとつ丁寧に思い浮かべていく。そしてドイツ人の犯罪によって殺されていった幾多の国民、民族を思い浮かべる。そしてドイツ人としての戦争責任をひとつひとつ確認していく。さらに直接手を下していない若い世代に対しても、その罪を思い浮かべることを促す。

ヴァイツゼッカー氏の演説の中で一番有名なのは次の一節ではないだろうか?
「歴史に目を閉ざすものは、現在に盲目になるだろう」
Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschliest, wird blind fur die Gegenwart
これこそ、我々日本人が最もドイツに学ばなければいけない、見習わなければならない「道徳的指針」である。

 
 
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1933年1月30日を忘れない
Excerpt: toxandoriaさんの記事を読んでいて、この1月30日が忘れてはいけない日、ヒトラーがナチス政権についた日(1933年1月30日)であることを改めて知...
Weblog: 村野瀬玲奈の秘書課広報室
Tracked: 2009-11-23 15:22
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